Gummidruck (Gummidruckverfahren) ist ein historisches fotografisches Edeldruckverfahren aus dem 19. Jahrhundert, das sich durch seinen malerischen Charakter und seine hohe künstlerische Ausdruckskraft auszeichnet. Es wurde besonders von Piktorialisten geschätzt, die Fotografie als Kunstform verstanden.

1860 – 1931
Winterlandschaft
1903
Mehrfärbiger Gummidruck
In der Albertina Modern nehmen wir die letzte Chance zum Besuch der Ausstellung wahr.
True Colors
Farbe in der Fotografie von 1849 bis 1955
Durch die Technik lassen sich die Bilder teilweise wirklich kaum von Aquarellen unterscheiden. Die Pinselstruktur beim Auftragen der lichtempfindlichen Pigmentschichten bleibt erhalten. Je nach gewählten Pigmenten entstehen so extrem stabile Bilder, die auch nach 150 Jahren nichts von ihrer Farbigkeit eingebüsst haben.

1866 – 1944
Dämmerung
1896
Zweifarbiger Gummidruck

1884 – 1936
Birken
1910
Mehrfarbiger Gummidruck
Grundlagen des Gummidrucks
Beim Gummidruck handelt es sich um ein kontaktbasiertes Positivverfahren, bei dem ein Negativ direkt auf ein lichtempfindlich gemachtes Papier gelegt und belichtet wird. Die Technik basiert auf der Eigenschaft von Chromaten, bei Lichteinwirkung unlöslich zu werden. Wer es wirklich genau wissen möchte: hier der ausführliche Wikipedia-Artikel zum Thema.
Hauptbestandteile
- Gummiarabikum: Bindemittel
- Kalium- oder Ammoniumdichromat: Lichtempfindlicher Zusa
- Pigmente: Farbstoffe (z. B. Ruß für Schwarz oder Erdpigmente für Farbdrucke)
- Aquarellpapier: Als Trägermaterial
Der Arbeitsprozess
Schritt 1: Beschichtung
Ein Gemisch aus Gummiarabikum, Pigment und Dichromat wird auf ein saugfähiges Papier aufgetragen und muss danach trocknen.
Schritt 2: Belichtung
Ein Kontaktnegativ wird auf die beschichtete Fläche gelegt und mit UV-Licht (z. B. Sonnenlicht oder eine UV-Lampe) belichtet. Die belichteten Stellen härten aus, die unbelichteten bleiben wasserlöslich.
Schritt 3: Entwicklung
Das Papier wird in Wasser gelegt. Die nicht belichteten Stellen lösen sich aus dem Papier, während die belichteten haften bleiben. Dieser Prozess erzeugt ein Bild mit weich fließenden Tonwerten.
Schritt 4: Trocknung und ggf. Wiederholung
Für Mehrfarbendrucke wird das Papier nach dem Trocknen erneut beschichtet, belichtet und entwickelt.
Eigenschaften des Gummidrucks
Merkmal | Beschreibung |
Bildwirkung | Malerisch, weich, ästhetisch unperfekt |
Auflösung | Gering im Vergleich zu modernen Verfahren |
Tonwertreichtum | Sehr individuell gestaltbar |
Langlebigkeit | Pigmentfarben sind extrem stabil |
Künstlerische Freiheit | Pinselspuren, Struktur, Farbwahl – fast wie Malerei |
Bedeutung und Anwendungen
Der Gummidruck war um 1890 – 1920 besonders bei Künstlerinnen und Künstlern beliebt, die mit der Fotografie nicht dokumentieren, sondern gestalten wollten. Er ist bis heute bei Liebhabern der Alternativfotografie sehr gefragt.
Verwendet wird das Verfahren für:
- Künstlerische Fine Art Prints
- Reproduktionen historischer Techniken
- Ausstellungen mit besonderem Unikat-Charakter
Varianten
- Mehrschicht-Gummidruck: Mehrere Farbschichten übereinander für Farbfotografien
- Gummibichromatdruck auf Leinwand: Für malerisch wirkende Großformate
- Hybridverfahren: Kombination mit Digitaldruck (z. B. Negativdigitaldruck als Vorlage)
Vorteile und Herausforderungen
Vorteile:
- Künstlerische Individualität
- Hohe Bildarchivfestigkeit
- Kein industrieller Look
Herausforderungen:
- Sehr arbeitsintensiv
- Hoher Material- und Zeitaufwand
- Schwierige Registrierung bei Farbdrucken
- Umgang mit toxischen Chemikalien (Chromate!)
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