Dystopie trifft DNA: Die Ausstellung “CLIMATE PANDEMICS: Dark Euphoria”
Klingt wie ein Netflix-Titel, ist aber tatsächlich eine Ausstellung – und was für eine. „CLIMATE PANDEMICS: Dark Euphoria“ war 2021 in der Creative Climate Care Gallery in Wien zu sehen, und sie nahm sich einiges vor: Klimafiktion als Kunstform, Zukunftsarchäologie und ein ordentliches Mass an spekulativer Gänsehaut.
Klimafiktion zum Anfassen
Science-Fiction kennt man – Raumschiffe, Roboter, fremde Galaxien. Aber Climate Fiction? Das ist Sci-Fi mit einem Hitzestich, buchstäblich. Statt Laserschwert geht’s hier um den Klimakollaps, schmelzende Pole und post-apokalyptische Lebensräume. Die Ausstellung nutzt dieses Genre, um unsere Wahrnehmung zu kitzeln: Man soll nicht nur denken, sondern fühlen. So, als wäre man selbst mitten im Klimadesaster. Willkommen im emotionalen Treibsand.
Dunkle Euphorie und zerbrechliche Visionen
Zwei Wiener Künstler:innen führen das Publikum tief hinein in ihre spekulativen Welten:
- Kerstin von Gabain formt Knochen – aus Wachs und Gips. Ihre Skulpturen sind nicht morbide, sondern archäologisch-mystisch. Sie berühren Fragen von Menschlichkeit, Verfall, und was uns mit längst ausgestorbenen Spezies verbindet. aDNA, fossile Werkzeuge, Orakel-Knochen – alles Teil eines sehr greifbaren, fast heiligen Zukunfts-Mythos.
- Ivan Pérard hingegen baut die Zukunft als fragile Maschine. Seine 3D-gedruckten Objekte sehen aus wie biomechanische Artefakte aus einem Sci-Fi-Fiebertraum. Und dahinter lauert ein echter Horror: die „Grey Goo“-Theorie – sich selbst replizierende Nanotechnologie, die die gesamte Biosphäre auffrisst. Science-Fiction? Ja. Aber leider nicht unmöglich.
Ein Ausblick, der im Rückspiegel beginnt
„Dark Euphoria“ – dieser Untertitel ist kein Zufall. Die Ausstellung spielt mit unserem Thrill angesichts drohender Weltuntergänge. Die Mischung aus Angst und Faszination, diese seltsame Lust am Untergang – man kennt sie aus Katastrophenfilmen, aber hier bekommt sie eine intellektuelle, künstlerische Ebene.
Was bleibt, ist ein seltsames Gefühl: Als hätte man kurz in ein Paralleluniversum geblickt – eins, das vielleicht gar nicht so weit weg ist. Denn wie die Kuratorin Marlies Wirth andeutet: Auch wenn es Fiktion ist – ein Körnchen wissenschaftlicher Realität steckt in jeder düsteren Vision.



