Also dieser Wagen ist rentabel (oder auch nicht, wenn man die GA-Quote einbezieht). Bis auf den letzten Platz — wie so oft im Morgenverkehr zwischen Brig und Bodensee. 1.Klasse oben, ganz vorn, da wo der Internetzugang einigermassen funktioniert und eine Armada von Laptops die Energie aus den Dosen in frühmorgendliche Informations-Bits in Firmennetzwerken verwandeln.

Nach dem grossen Exodus in Bern füllen sich die Plätze. Die Sieger des morgendlichen Sesseltanz› räkeln sich siegessicher in den Polstern und/oder zücken das mobile Büro. Sechs von ihnen ist bei allem Räkeln nicht bewusst, dass sie auf Schleudersitzen sitzen. «Expressreservierung – Für Platzkarteninhaber bitte freimachen» steht dezent, weiss auf corporate-blau über ihren Köpfen. Das kleine Schildchen kann zum sofortigen Verlust des eben erkämpften Territoriums führen. Meist unbeachtet wie früher das «nicht hinauslehen» oder das «keine Gegenstände aus dem Fenster werfen» Schildchen — aber nur bis der tue-recht-und-scheue-niemand-Typ mit grauem Schnauz und randloser Brille als allerletzer die Treppe im Doppelstöcker erklommen hat. Mit der flüssigen Geste eines routinierten Kriminalbeamten zückt er seine Brieftasche und hält sie einem der sechs unter die Nase. Die Umsitzenden erwarten, gleich Zeuge einer Verhaftung zu werden doch hinter dem schwarzen Netzchen liegen nicht die Insignien der Polizeigewalt, sondern eine Platzkarte.

Ihr Träger ist zu bewundern. In dieser Horde von Alpha-Tier-Managern offensiv die öffentliche Unterwerfung eines zufällig gewählten Opfers zu fordern, braucht — nun sagen wir — Standhaftigkeit. Er bleibt standhaft. Nach 2 Minuten ist der Platz unter ächzen und Stöhnen geräumt. Laptop, Ladegerät, Handy, Keycard, Zeitung, VPN-Schlüssel, USB-Stick, Kopfhörer, Jacke und Tasche zotteln mit dem Inhaber resigniert aus dem Wagen — verdammt aus dem Strombereich, dem Internet, der Welt der Zugangscodes.

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